Ein hartes Stück Arbeit

Mehren. Es ist eine merkwürdige Saison. Einerseits hat man das Gefühl, dass die aktuelle Spielzeit nun schon eine halbe Ewigkeit andauert. Schaut man sich jedoch die Tabelle an, hatte die zweite Mannschaft vor dieser Partie erst vier Spiele auf dem Buckel. Das verzehrt das Tabellenbild doch ganz schön, zumal man durch viele spielfreie Wochenenden auch nicht gerade in einen richtigen Wettkampfrhythmus kommt, wie man ihn sonst gewohnt ist. Doch allen Widrigkeiten zum Trotz musste ein Sieg gegen den direkten Tabellennachbarn der SG Kylltal III her, wollte man in der Tabelle weiter nach oben schielen. Dass man an diesem Tag wieder mit 12 Mann im Kader auftreten musste, sollte die Sache nicht einfacher machen.

Das Spiel begann mit einem Abtasten beider Mannschaften. In der siebten Spielminute setzte Florian Papberg, der an diesem Tag im rechten Mittelfeld auflief, die ersten offensiven Akzente für unsere Elf. Mit seinen langen Gräten legte er den Ball an drei Gegenspielern vorbei, passte in die Mitte zu Thomas Umbach und dieser hätte für die erste dicke Chance sorgen können. Doch bekam Umbach den Ball nicht richtig unter Kontrolle und der lasche Schuss aus der Drehung blieb im Gegenspieler hängen. Der zu kurze Befreiungsschlag der Gäste kam sofort wieder zurück und erreichte Schüller, der den Ball auf halbrechts annehmen konnte. Statt aus spitzem Winkel den Torschuss zu suchen, legte dieser noch einmal ab und die Chance war dahin.

Dass die Gäste aus dem Kylltal auch am Spiel teilnehmen wollten, zeigten sie das erste Mal wenige Minuten später. Ein Pass zum Mitspieler in den Strafraum und ein Schuss aus aussichtsreicher Position sorgten für erste, wenn auch geringe Gefahr, da der Schuss rechtzeitig abgeblockt wurde (12.). Drei Minuten später hatte Umbach die nächste und bis dahin größte Chance im Spiel. Ein Pass von Alberg halblinks in den Sechzehner, freie Bahn und ein gefühlvoller Schuss von unserem Hünen; jedoch in Rückenlage und damit weit über das Tor – Chance vertan.

In der Folge verflachte die Partie etwas und man neutralisierte sich gegenseitig zusehends, auch wenn man hinten sicher stand und die bessere Spielanlage als der Gegner zeigte. Ein in meinen Augen momentan häufiges Problem der zweiten Mannschaft – man kontrolliert das Spiel, ohne jedoch stetige Gefahr nach vorne auszustrahlen, da die letzte Konzentration in den entscheidenden Pässen fehlt. Es schleichen sich immer wieder unnötige Ballverluste ein und damit macht man sich das Leben selbst schwer. Den Gegner vom eigenen Tor fernzuhalten funktioniert nicht über 90 Minuten und wenn man die eigenen Chancen nicht nutzt oder aus guten Aktionen nach vorne zu wenig macht, kann es immer wieder gefährlich werden. So hätte es fast 0:1 geheißen, nachdem ein Freistoß Kylltals nicht richtig geklärt wurde und der Nachschuss knapp am Kasten vorbeischrammte (27.). Man spürte, dass ein kleiner Ruck durch die Gastmannschaft ging und es folgten die stärksten Minuten der Gerolsteiner. In der 33. Minute war es ein Eckball, der für die nächste Möglichkeit sorgte. Halbhoch, aber stramm hereingebracht, flog das Leder durch den Fünfer und erreichte den freistehenden Spieler am langen Pfosten, der den Ball direkt aufs Tor dreschen musste, das Alugehäuse aber weit verfehlte. Ein wenig mehr Glück und Schusstechnik und das Netz hätte gezappelt (33.).

Schließlich war es Timon Görzen in unseren Reihen, der die Mannschaft wieder aufwecken sollte, nachdem dieser mit einem Solo an den gegnerischen Spielern vorbeidribbelte, in den Strafraum zog, sein Schuss jedoch gerade noch rechtzeitig im Zweikampf unterbunden werden konnte (39.).

In der Halbzeit sprach Trainer Fandel an, dass seiner Elf in der zweiten Hälfte noch viel Arbeit bevorstehen würde, um hier als Sieger vom Platz zu gehen und mahnte, dass man bei etwas Pech auch in Rückstand hätte liegen können. Recht hatte er und so zeigten seine Männer nach dem Pausentee eine konzentrierte Vorstellung, die Schüller direkt hätte nutzen müssen. Eine Ecke von rechts kam wie gezeichnet zu ihm geflogen, doch völlig frei zum Kopfball springend verzog er knapp (47.). Knapp zehn Minuten später machte er es besser. Nach einer Kopie des Eckballs zuvor, nur diesmal sträflich allein gelassen, nickte er über den Torhüter hinweg aus fünf Metern ein und bejubelte mit der Mannschaft die insgesamt verdiente Führung (56.).

Trotz der Führung war das Spiel weiterhin eng, auch wenn man es aus der Defensive heraus kontrollierte. Nach vorne wollte beiden Mannschaften erstmal nicht mehr viel gelingen. Erst in der 69. Minute kamen die Gäste mal wieder zum Zug, als man es mit einem Freistoß aus der Distanz versuchte, den Engels im Tor aber souverän runterpflückte. Dieses nahmen beide Mannschaften zum Startschuss für die Schlussoffensive. Vier Minuten später setzte sich Papberg rechts durch und legte den Ball in die Mitte auf Schüller, der das Tor knapp verfehlte. Engels musste sich dann auch noch einmal auszeichnen, als ein Eckball an den langen Pfosten den Weg zum Gästestürmer fand, dieser draufköpfte und unser Keeper rechtzeitig die Arme hochbekam, um reflexartig zur Ecke zu klären (77.). In der 82. Minute wurde es wiederum gefährlich. Einem in der Vorwärtsbewegung verlorenen Ball folgte ein Konter der Gäste und in letzter Sekunde konnte Rene Schneider vor dem einschussbereiten Stürmer klären. Doch dann folgte die Aktion der zweiten Hälfte. Schüller, völlig freistehend an der Mittellinie, legte auf den gestarteten Alberg links hinaus, der zwei Gegenspieler aussteigen ließ und mit einem Schuss in die lange Ecke für die Entscheidung sorgte (85.). Damit war die Messe gelesen und die Zweite verließ nach einem harten Stück Arbeit den Platz mit drei Punkten.

Fazit: Ein verdienter Sieg der zweiten Mannschaft, die sich verbessert gegenüber dem Spiel gegen Üdersdorf zeigte. Mit mehr Entschlossenheit hätte man schon früher für die Führung sorgen können, wenn nicht sogar müssen. So hielt man die Gäste über lange Zeit im Spiel und an anderen Tagen wäre man sicher in Rückstand geraten, ohne wirklich viel zuzulassen. So gefestigt, dass die Gegner nicht mindestens eine Großchance im Spiel erhalten, ist man noch nicht und so bleibt die Hoffnung auf das, was ich in fast jedem Spielbericht herbeisehne; die Leistungssteigerung konservieren, darauf aufbauen und Woche für Woche weiterentwickeln, statt immer wieder in alte Muster zurückzufallen. Bis zur Winterpause stehen noch einige harte Spiele an und man sollte selbstbewusst genug sein und sich vor keiner Mannschaft verstecken. Im Gegenteil – man muss dem Gegner den Stempel aufdrücken. Es ist nicht zu übersehen, dass es unsere Truppe gegen Gegner, die versuchen etwas Fußball zu spielen, leichter hat. Andernfalls fällt es noch immer schwer die eigene Linie konsequent durchzuziehen. (Daniel Schmidt)