Schwaches Spiel – knapper Sieg

Mehren. Nach dem gefühlten Spitzenspiel vom Kirmeswochenende hielt nun der Alltag wieder Einzug im schönsten Eifelort. Nachdem das Spiel der Ersten auf den Dezember verschoben wurde, war alles bereitet für ein Spiel in der Einzelkonferenz. Gegner heute: Die Spielvereinigung aus Uersfeld.

Diese fand sich vor dem Spiel am Tabellenende wieder, stellte die schwächste Offensive, war jedoch defensiv mit 15 Gegentoren weitaus nicht so schwach, wie es der Tabellenplatz aussagen müsste. Jedoch wurde kolportiert, dass die Personaldecke recht dünn ist, aber auch diesem Umstand passte sich unsere Mannschaft an diesem Tag nahtlos an und so konnte wir erst mal mit Thomas „Umbi“ Umbach nur einen Auswechselspieler stellen.

Nach den Erfahrungen der Vorsaison waren wir gewarnt, auch wenn wir auf dem heimischen Geläuf klarer Favorit und 3 Punkte fest eingeplant waren. Mit einem Sieg bestand zudem die Möglichkeit den Anschluss an die Spitzengruppe zu halten, besonders wenn man bedenkt, dass die nächsten Gegner Gerolstein und Ulmen heißen und die Punkteverluste bislang fast ausschließlich gegen Mannschaft unter uns errungen wurden.

Personell konnte Coach Fandel mehr oder weniger aus dem Vollen schöpfen, zu mindestens bei denen, die anwesend waren und so verzichtete er auf neue Experimente. Zudem hatte das Team in der letzten Woche, gerade in Hälfte zwei, sehr überzeugt und die unnötigen Rotsperren seiner zwei Defensivstrategen Flo P. und Ralf W. vergessen gemacht.

Allen voran war heute wieder der zweifach Fernlicht liebende Flo „Mini“ Dietrich gefragt. Dieser war zwar emotional angeschlagen angereist und wirkte sehr nachdenklich, was sich in einer zweifelhaften Wochenendgestaltung und Körperkontakt begründen sollte, da Mini entschied, sich bereits am Freitag in den Fokus der Öffentlichkeit zu stellen. Das Mini sich jedoch wieder einmal im Spiel, im Stile eines Profis im Amateurbereich, voll auf dem Sport konzentrieren konnte, bewies er im weiteren Verlauf nicht nur eindrucksvoll, sondern war auch der Wochenendgestaltung eines Mannschaftskameraden geschuldet, auf das wir später noch näher eingehen werden.

Mehren, 12:30, live und in HD, Sky zwar nicht vor Ort, dafür jedoch auch kein anderer lokaler Fernsehsender und so pfiff Heinz Carl vor bis zu 30 Zuschauern das Spiel pünktlich an.

Wie in den letzten Wochen gab es zunächst ein Abtasten, ein zerfahrener Beginn. Nach der ersten Ecke in der zweiten Minute jagte Yannik den Abpraller in den Mehrener Tageshimmel. Auf beiden Seiten gab es große Mängel im Passspiel, das Geschehen verlagerte sich Richtung Mittelfeld und zu Beginn schaffte es keiner so richtig, ein geordnetes Passspiel aufzuziehen. Aber auch Uersfeld kam, und das in Minute zehn, zu einer Doppelchance. Erst wurde ein Einwurf durch uns mangelhaft verteidigt, der durchstartende Angreifer setzte den Schuss jedoch daneben. Kurze Zeit später sorgte der sonst gewohnt souveräne Markus July für eine lapidare Schrecksekunde und entschied sich eine Flanke zu unterschätzen, mit Erfolg, denn es blieb bei dieser kleinen Unachtsamkeit.

Das Team merkte, es musste was tun und so flanierte Captain Siggi nach 15 Minuten einen Freistoß aus 20 Metern knapp über die Mauer, aber auch ebenso knapp am Torgestell vorbei. Berauscht durch die gute Chance war nun Thommy Dimmig an der Reihe, tänzelte durch die gegnerische Defensivreihe und randalierte den originalen Spielball ins rechte untere Eck. Jedoch war nun der Torwart zur Stelle und wehrte anstandslos ab.

Es ging nun hin und her, jedoch war es kein Spiel auf hohem Niveau. Individuelle Fehler und ständige Passungenauigkeiten ließen kein Topspiel-Gefühl aufkommen. Einzelne schöne Kombinationen unsererseits wurden überschattet von Ballverlusten oder überhasteten Pässen. Beruhigend war jedoch, dass Uersfeld selbst auch keine Struktur im Spiel besaß und die Torchancen eher dem Zufall entstanden. So auch in Minute 23! Uersfelds Nr. 4 tankte sich an drei unserer Verteidiger vorbei, ein Gefühl wie früher in der Disco. Die hübsche Kräftige tanzt auf der Tanzfläche, keiner traut sich sie anzusprechen und plötzlich ist sie weg. Hier ging es jedoch glimpflich aus, denn der Abschluss war zu zentral und July konnte das Leder sicher aufnehmen.

Was dann folgte, fühlte sich ein wenig wie der sonntägliche Braten an, ein herzhafter Mettigel mit Fleischmütze, diese wunderbar-schmackhafte Symbiose aus Fleisch und Hack ließ uns Marco Schmalz für einen Moment spüren, tunnelte einen Gegenspieler, führte der Ball leichtfüßig voran und setze seinen Schuss knapp daneben. Bezeichnend, denn Fernschüsse schienen auch im weiteren Verlauf immer wieder ein probates Mittel, waren jedoch ebenso unangenehm und leider nicht zielführend wie Durchfall beim ersten Date.

Hochkarätige Chancen blieben so Mangelware, ein Spiel auf weiterhin überschaubaren Niveau wurde eben nur durch eigene Fehler spannend. Ein Freistoß konnte von July nicht souverän geklärt werden, er ließ den Ball zwischen seinen Handflächen tanzen und ohrfeigte ihn dann nach außen. Der Klärungsversuch von Achim verunglückte jedoch genauso wie der folgende Schuss der Hersfelder Offensive.

Die Zuschauer wurden unruhig! Zwar war der Eintritt kostenneutral, aber mehr wollte man schon sehen. Eine traumhafte Kombination über Peter, Marco und Pippo Schüller landete bei Dimmig, der den Ball ins Bällebad und somit ins Tor beförderte, aber: Abseits.

Die schönste Kombination der Hälfte eins wurde leider nicht anerkannt und so bot die Halbzeit nur noch ein Highlight. Marco Schmalz ließ sich nach einem unnötigen, möglicherweise taktisch geprägten Foul ohne Ballbeteiligung, zu einer verbalen Hommage an seinen Gegenspieler hinreißen. Gelb für beide, innige Diskussionen, aber was das für Folgen haben sollte, sollte sich später noch zeigen. Halbzeit.

Fandel rief seine Elf zur Neuausrichtung in die Kabine. Ein bislang schwaches Spiel ging fast bezeichnend torlos in die Kabine. Mit etwas Pech oder Glück wäre ein Tor auf beiden Seiten möglich gewesen, auch wenn wir die reifere Spielanlage zeigten. Sollte es nun eine ähnlich knisternde Spannung geben wie 1996, als Howard Carpendale zehn Minuten zu spät zu einer Autogrammstunde im Kaufhof Chemnitz erschien und die Fans ungeduldig warten ließ!? Fandel wusste es besser: Heute konnten nur seine Spieler die Antwort liefern!

Der Beginn von Hälfte zwei lieferte noch keine Antwort, denn zunächst antworte Uersfeld mit zwei harmlosen Abschlüssen, gefolgt von Mini, der aus der 4. Reihe den Ball auf den Parkplatz schickte. In Minute 58 dann die erste richtige Chance für uns. Der gelernte Berufsschüler und Druckerliebhaber Schüller schickte Yannik, der legte sehenswert ab auf Fandel, der im Rückraum wartete und per Bogenlampe die Situation entkräftete. Ein darauffolgender Freistoß vom umsichtigen Schmalz gelang zu zentral und wurde vom Torhüter sicher aufgenommen.

In Minute 62 zeigte sich dann, dass Fußball manchmal ist, wie „sich einnässen“! Jeder kann es sehen, aber nur man selbst spürt diese unglaubliche Wärme. Schmalz wollte diese spüren, unterband einen Konter mit einem taktischen Foul und legte seinen startenden Gegenspieler. Konsequenz war die Ampelkarte und wieder mal ein Spiel zu zehnt.

Für manche war dies die Schlüsselszene, hitzige Diskussionen begleiteten diese nach dem Spiel. Schmalz betonte dabei exklusiv sich in den Dienst der Mannschaft gestellt und durch seine Auswechslung Räume geschaffen zu haben. Das Lob hielt sich jedoch in Grenzen. Statistisch betrachtet sollte Schmalz jedoch Recht behalten. Durch sein Einsteigen reduzierte er fast traditionell die Feldspieler und bislang waren wir meist in Unterzahl deutlich stärker, insbesondere wenn man die Fairnesstabelle sieht. Konditionelle Einbußen oder ein taktisches Missverständnis verneinte er jedoch vehement und so war Fandel gezwungen umzustellen. Umbach kam für Dimmig, ein Spieler mit einem Zauberfuß, der nicht nur einen Jubel einstudiert, sondern auch ein Tor angekündigt hatte.

Diese Einwechslung sollte das Spiel nochmal in eine andere Richtung drehen. Ab Minute 66 häuften sich die Chancen unsererseits. Erst verzog Peter nach starkem Fandel-Pass, dann verpasste Schulleiter Pippo eine Alberg-Flanke nur knapp. Ein darauffolgender Alberg-Freistoss wurde von Pippo Schüllers gegeltem Haupthaar nur ungenügend gestreichelt, jedoch segelte der 40-Meter Export nur ganz knapp am Tor vorbei.

Fandel drängte nun immer mehr in den Vordergrund, flankte und Umbis Schuss wurde zweimal geblockt. Ein darauffolgender Freistoß wurde nun erneut gefährlich. Der immer unsicher werdende Gästetorwart konnte einen Freistoß nur unzureichend klären, ließ ihn abklatschen wie den Azubi in der Kantine und der Ball trudelte Richtung Tor, konnte jedoch noch geklärt werden.

Dann entschied sich Fandel dafür, auch etwas Anerkennung zu erhalten. Der Kopf der Mannschaft oder wie manche auch sagen, das Gehirn, taucht selten mit Toren oder Vorlagen in Berichten auf, wenngleich er derjenige ist, der sich nach vier Stunden DSF-Bundesliga-Classic Studium auf VHS und Röhrenfernseher noch eine Stunde an die heimische, selbst gestaltete Taktiktafel begibt, um das Fundament für sonntägliche Freuden zu legen.

So drehte er seinen Fuß bei einer Ecke leicht nach innen, deutete dem Vorstand eine Vertragsverlängerung an und hebelte das Spielgerät sanft in die Mitte.

Was dann folgte, ist leider nicht alltäglich und meist nur im Bezahlfernsehen zu sehen. Mit der Souveränität eines fünf Jahre alten Shetland-Ponys beim Fairtrade-Kirmes-Ponyreiten und der stoischen Ruhe einer 3-fach-Mutter beim abendlichen Kochen, stellte Schüller seinen Körper in die Luft und nickte das Leder ins lange Eck. 1:0!

Die mittlerweile verdiente Führung und der Lohn einer immer stärker werdenden Schlussoffensive. Mehr als einen Schuss ans Außennetz kam nicht mehr von Uersfeld, wir jedoch hätten in Person von Siggi, Philipp und auch Dorfikone Umbi erhöhen können, wenn nicht sogar müssen! Zum Abschluss wurde zudem noch ein Schüller-Freistoß gerade so durch den Torwart geklärt.

Negativer Höhepunkt war kurz vor Schluss noch ein weiterer Platzverweis. Bei einem Kopfballduell im Mittelfeld ließ Dimmig seine ganze Erfahrung spielen, setzte seinen Körper geschickt ein, erörterte die menschlichen Errungenschaften seines Studiums und blockte seinen Gegenspieler. Dieser hatte eine andere Meinung, ließ einige wohlwollende Worte folgen und entschied sich letztlich dazu, das Ganze mit einem Nachtreten zu veredeln. Eine berechtigte rote Karte war die Folge.

Kurz darauf war dann auch Schluss! Die SG aus Mehren setzte sich nach 90 Minuten letztlich verdient mit 1:0 durch.

Fazit: Ein über weite Strecken schwaches Spiel findet letztlich zwar einen verdienten Sieger, jedoch war das spielerische Niveau sehr überschaubar und wieder mal „brauchten“ wir einen Platzverweis und den Druck der Schlussviertelstunde, um entsprechende Chancen zu kreieren, größtenteils zu dominieren und besser zu spielen. Defensiv stand die Mannschaft wie immer sehr sicher, einzelne individuelle Fehler passieren und werden im Verbund gelöst. Was jedoch weiter fehlt ist die Genauigkeit im Passspiel, die nötige Ruhe, denn oft zeigt die Mannschaft, was möglich wäre und ist. So passte man sich leider größtenteils dem Niveau der Gäste an. Im Gegensatz zu Spielen wie gegen Lissingen oder Neroth konnte dieses Spiel jedoch letztlich gewonnen werden und nur das zählt, insbesondere weil der Gegner auch nicht, wie Kirchweiler, zum Mitspielen einlud und man personell doch auf einige Akteure verzichten musste.

Als herausragende Figur des Spiels ist Philipp Schüller zu erwähnen. Nicht nur aufgrund seines Tores, welches es er nach dem Spiel ausgiebig feierte und dem Team individuell die Entstehung seines Tores erklärte und dabei die eine oder andere Parallele zu seiner Kindheit und seiner Einschulung zog. Er war weiterhin stets präsent, ackerte, hatte Chancen, kämpfte und stellte an diesem Tag das Idealbild eines Kreisligaspielers dar – Sportbildnote 1.

Zum Schluss noch ein Dank in eigener Sache: Neuzugang Rene Schneider ist aufgrund seiner unbekümmerten Art zu einem wichtigen Baustein im Team geworden und sorgte mit seiner Affinität zu Glastüren auch dafür, dass so manch nachdenklicher Mitspieler aus deren Tief geholt wurden. So muss Glas nicht unbedingt durchsichtig und bruchfest sein und Football nicht nur auf einem Sportgelände ausgeübt werden. Zudem transportiert er große Teile der Stammspieler mit seinem BMW zu den Auswärtsspielen. Was für viele einen täglich pendelnden Viehtransport auf der Strecke Helsinki-Lissabon darstellen würde, ist für die beteiligten Mitspieler ein unglaublich intensives Erlebnis und stärkt nachhaltig den Teamgeist. So steigen viele mit einem Leuchten aus den Augen aus dem Wagen und genießen Rückenschmerzen als Wertschätzung einer erfolgreichen Auswärtsfahrt.

Nächste Woche geht es nun am Samstagabend in Birresborn gegen die SG aus Kylltall-Gerolstein. Ein Neuling, der sich in der Spitzengruppe wiederfindet und eine der stärksten Offensiven mitbringt, auch wenn die Defensive mit zu den Schwächsten der Gruppe gehört. So ist man erneut gewarnt, aber auch gewillt das Flutlichtspiel zu gewinnen, will man den Anschluss nach oben halten.

Leider findet dieses Spiel wohl ohne Peter Franzen statt, der sich möglicherweise am Sonntag schwerer am Oberschenkel verletzt hat. Auf diesem Wege gute Besserung vom Team. Zurückkehren wird, neben den kurzfristig Abwesenden, auch wieder der gesperrte Flo P. Dieser könnte eine weitere Ergänzung als Back-Up darstellen und eröffnet Fandel wieder größere Möglichkeiten in seinem Defensivverbund.

Die zweite Mannschaft freut sich dabei, wie jede Woche, auf zahlreiche Zuschauer aus dem Kreis Vulkaneifel, welche uns bedingungslos bei Speis und Trank auswärts unterstützen möchten! (Florian Papberg)