Überraschung bleibt aus

Mehren. Nach den guten Pokalleistungen in dieser Saison stand das Viertelfinale auf dem Programm, in das unsere Zweite nach Neugründung noch nie vorstoßen konnte. Gegner sollte die SG Waldkönigen sein, letztjähriger Absteiger aus der B-Klasse und Favorit auf den sofortigen Wiederaufstieg. Während unsere Zweite schlecht in die Saison startete und erst zur Winterpause hin Punkte sammeln konnte, um die Tabelle etwas freundlicher zu gestalten, spielen die Gäste noch voll um den Aufstieg mit. So waren die Rollen auf dem Papier klar verteilt, zumal die Elf um Coach Markus Fandel erst ein Trainingsspiel bestreiten konnte und sicher nicht so lange und intensiv im Training ist wie die Gäste. Nicht nur der Trainer erwartete daher einen Gegner, der von Anfang an zeigen wollte, wer die klassenhöhere Mannschaft ist. Man hätte schon einen Tag erwischen müssen, an dem alles funktionierte, um als letzte verbliebene Mannschaft aus der D-Klasse ins Halbfinale zu marschieren.

Wie von unserem Trainer angekündigt, fackelten die Gäste nicht lange. Bereits in der 4. Minute startete Waldkönigen einen Angriff über die linke Seite, nachdem man den Ball leichtfertig verlor und die Abwehr zu hoch stand. Der Angreifer schoss aufs Tor und ein Verteidiger bekam gerade noch den Fuß an den Ball und wehrte mit einem Abpraller an den Pfosten zur Ecke ab. Zeit zum Durchatmen war aber nicht. Bei einem langen Ball über die rechte Seite, rutschte Florian Papberg beim Klärungsversuch aus. Damit war die Bahn für Simon Hahn frei, der für die frühe, aber vermeidbare Führung der Gäste und für das schönste Tor des Tages sorgte. Aus rund 20 Metern, halbrechter Position, zog dieser Vollspann ab und versenkte den satten Schuss im linken Winkel (7.).

Fünf Minuten später hätte es schon 0:2 stehen können, nachdem sich ein Gästespieler auf der rechten Seite durchsetzen konnte, hineinflankte und den Angreifer mustergültig bediente. Doch entschied der Schiedsrichter zurecht auf Abseits.

In der Folge hatte es den Anschein als könnte sich unsere Elf vom Druck der Gäste etwas befreien. Doch der Schein trügte. Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer – ein paar gewonnene Zweikämpfe im Mittelfeld reißen das Spiel nicht herum. Die Gäste ließen es einfach etwas gemächlicher angehen und zogen das Tempo dann jedoch entscheidend an. Spätestens mit dem 0:2 in der 20. Minute war jedem Zuschauer klar, dass die Messe bereits gelesen war. Wieder kamen die Gäste über die rechte Seite frei durch, flankten und Nico Pfeiffer köpfte völlig freistehend im Fünfer ein.

Dass die Gäste zeigten, wer hier die bessere Mannschaft ist, kann man unserer Mannschaft nicht zum Vorwurf machen. Jedoch, dass man aus den Fehlern der ersten beiden Tore nicht lernte und immer wieder ins eigene Verderben rannte. Viel zu hochstehend, konnte besonders der Gästespieler Andreas May in der ersten Hälfte schalten und walten, wie es ihm beliebte. Die Folge war das schnelle 0:3 durch Benedikt Simon. Eine Flanke von rechts, nach einem abgewehrten Eckball, flog an Mann und Maus vorbei durch den Fünfer, so dass der genannte Torschütze nur noch abstauben musste (23.).

Kaum nach Wiederanstoß fiel das 0:4 (25.). Wieder ging es über die rechte Seite in den Strafraum. Auf kürzestem Raum passten die Gäste sich den Ball zu, fiel Fabian Hennen vor die Füße, der bei seinem Schuss den Ball nicht mal richtig traf. Doch wie es an solchen Tagen eben ist, wurde dieser so unglücklich von einem unserer Spieler abgefälscht, dass er im hohen Bogen über Taleb Zoaeter im Tor hinwegflog und hinter der Linie landete.

Die Gäste ließen es von nun an wieder ruhig angehen, ohne jedoch die Kontrolle über das Spiel zu verlieren. Man war in allen Belangen überlegen und so war es unserer Elf nicht vergönnt auch nur mal in die Nähe des Tores zu kommen. Die wenigen Offensivaktionen mündeten in unerreichbare Steilpässe, die im Toraus landeten oder von den Verteidigern in aller Ruhe abgelaufen wurden.

Mit dem Halbzeitpfiff markierten die Gäste das 0:5. Matthias Kröffges tankte sich am rechten Strafraumeck an Freund und Feind vorbei und netzte in aller Seelenruhe ein (45.+1).

Damit hätte es in der zweiten Hälfte schon ein großes Wunder gebraucht, wollte man dieses Spiel nochmal drehen. Zu deutlich war die Überlegenheit der Gästemannschaft und so gab der Trainer die Marschroute aus, dass man nur noch Schadensbegrenzung betreiben kann, um nicht vollends unterzugehen.

Man merkte an, dass die Gäste in der zweiten Halbzeit Körner sparten und so einige Gänge aus dem Spiel herausnahmen. So erschienen unserer Mannen ebenbürtig und auf dem Rasen passierte nichts. Dass man mit einer konzentrierteren Vorstellung und einer defensiveren Spielweise in den ersten 45 Minuten das Spiel hätte ausgeglichener gestalten können, war nun zweitweise zu sehen. So versuchte es Daniel Schmitz in der 55. Minute mit einem Distanzschuss, doch verfehlte dieser das Tor um einige Meter.

Nach viel Leerlauf, den die Zuschauer nun präsentiert bekamen, zog die SG aus Waldkönigen das Tempo in der 70. Minute nochmal an. Eine kurze Passstafette zwischen zwei Spielern über rechts, mündete in ein Foul von Chris Alberg, der seinen Gegenspieler im Strafraum mustergültig auf die grüne Wiese schickte. Ein Foul, welches von einem unserer Zuschauer beklatscht wurde, da hier endlich mal versucht wurde einen Zweikampf zu führen und deutlich aufzeigt, dass man an diesem Tag in allen Belangen unterlegen war. Den fälligen Strafstoß verwandelte Andreas May sicher, auch wenn Taleb Zoaeter die Fingerspitzen dran hatte (71.).

Doch das halbe Dutzend schien den Gästen noch nicht genug. So war es Nico Pfeiffer, der das 0:7 markierte und damit für den Endstand sorgte. In aller Seelenruhe passte man sich den Ball am 16er hin und her, fand den Weg über rechts und den folgenden Pass musste Pfeiffer nur noch über die Linie drücken (73.). Bis zum Schlusspfiff legte Waldkönigen wieder den Leerlauf ein und die Zuschauer genossen mehr die Sonnenstrahlen, als das Treiben auf dem Platz.

Fazit: Ein verdienter Sieg der Gäste, der auch in der Höhe in Ordnung geht. Fast alle herausgespielten Chancen wurden genutzt und man musste keine großen Anstrengungen unternehmen, den Platz an diesem Tag als Sieger zu verlassen. Dass das Spiel schon nach 45 Minuten entschieden war, hat man sich aber auch größtenteils selbst zuzuschreiben. Zu fahrig, zu zweikampfschwach und defensiv zu löchrig. Dass man alle Tore über die rechte Seite kassierte, spricht für dieses Spiel Bände. Die zweite Halbzeit zeigte ansatzweise wenigstens, was möglich gewesen wäre, hätte man an diesem Tag nur etwas vom eigenen Können abgerufen. Auch wenn man hier klar konstatieren muss, dass die Gäste in den kompletten 90 Minuten nur dann etwas zuließen, wenn sie es gestatteten. Waldkönigen, die damit weiterhin ohne Gegentor ins Pokalhalbfinale einzogen, dürfte damit auch der Topfavorit auf den Pokalsieg unter den verbliebenen Mannschaften sein. Für unsere Truppe bleibt festzuhalten, dass es nur ein Pokalspiel war, das man schnell abhaken muss und als Vorbereitung für die restlichen Spiele nach der Winterpause nutzen konnte. (Daniel Schmidt)