Wie gewonnen, so zerronnen

Dreis-Brück. Es bedarf nicht vieler Vorworte, da die Vorzeichen klar waren. Nur mit einem Sieg konnte man in der Tabelle weiter nach oben schielen und mit drei Punkten wäre Platz 2 ganz nah gewesen; bei einem Spiel weniger. Dass man gegen die Zweite der SG Dockweiler keinen fußballerischen Leckerbissen erwarten konnte, war im Vorfeld schon klar, da die Spiele gegen diese schon immer von viel Kampf geprägt waren.

Zu Beginn gestaltete sich die Partie ausgeglichen. Beide Mannschaften versuchten das Heft in die Hand zu nehmen und nach dem ersten Abtasten kamen die Gastgeber besser in die Partie. So hatte Dockweiler schon früh die große Chance zur Führung, nachdem ein langer Ball durch die Innenverteidigung flog, Engels im Tor beim Herauslaufen zögerte und der Schuss des Stürmers zum Glück an den Pfosten klatschte. Nun könnte man denken, dass unsere Elf dadurch hellwach hätte sein müssen, doch weit gefehlt. Das Spiel verflachte und beide Mannschaften boten ein biederes Niveau bei kühlem Wetter und beginnendem Regen. Dockweiler bemühte sich in der Offensive und kam auch immer wieder mal durch. Doch war spätestens am Sechzehner Feierabend, da man die Aktionen völlig ideenlos herschenkte. Unserer Truppe erging es auf der anderen Seite auch nicht besser. Der Raum, den Dockweiler immer wieder bot, wurde nicht genutzt, da man sich in vielen Fehlpässen und falschen Laufwegen verlor.

In der Folge strahlten die Gastgeber daher nur durch Standards etwas Gefahr aus, da Fandels Elf es nicht verstand den Gegner im Zweikampf zu stellen, stattdessen lieber noch Hände oder Füße zu Hilfe nahm. Die Spieler der Heim-SG nahmen diese Geschenke dankbar an und landeten sanft auf dem grünen Rasen, da der Schiedsrichter in seiner Leitung an diesem Tag völlig überfordert schien. Nun ist es im Fußballverband ja nicht gerne gesehen, wenn man den Schiedsrichter kritisiert. Aber konstruktive Kritik muss erlaubt sein und so muss man feststellen, dass sich das Spiel mitsamt Leitung auf D-Klasse-Niveau durch und durch befand. Man kann dem Schiedsrichter nicht vorwerfen, dass das Spiel noch ein ganz besonderes Ende nehmen sollte. Doch wenn man nicht mal eine gelbe Karte in der Brusttasche hat, muss es doch wenigstens möglich sein, einen Spieler trotzdem mündlich zu verwarnen und sich dieses zu notieren. Denn in der weitestgehend fairen Partie waren insbesondere auf Seiten der Gastgeber einige Foulspiele dabei, die eindeutig mit gelb hätten geahndet werden müssen. Unterbundene Konter, gestrecktes Bein in den Mann hinein und nichts passierte. So wurden die wenigen Offensivaktionen unserer Mannschaft, die zu einer Chance hätten führen können, dem Schiedsrichter sei Dank, straffrei entschärft.

Die zweite Hälfte begann, wie die erste endete. Dockweiler agierte, unsere Elf reagierte. Die Folge war die nächste Chance der Heimelf durch einen Eckball, der den Weg mitten durch den Fünfer nahm. Aus dem Hintergrund kam ein Spieler der Gastgeber angeflogen und verfehlte das Tor per Kopf nur sehr knapp (51.). In der 58. Minute versuchte es Dockweiler aus der Distanz, verfehlte das Tor knapp um zwei Meter. Als Zuschauer konnte man sich fragen, ob die SG Darscheid an diesem Spiel offensiv überhaupt teilnehmen wollte und es dauerte bis zur 68. Minute, als Chris Alberg, nach einem der wenig gelungenen Spielzüge, den Ball an den Fuß bekam, dieser in den Strafraum zog und sein Schuss zur Ecke abgewehrt wurde. Fortan hatte man das Gefühl, dass unsere Mannschaft den Herbsttau nun abgeschüttelt hatte. Doch es fehlte an diesem Tag einfach etwas. Der entscheidende Pass, der nötige Wille, die Zweikampfhärte – einfach das, was den Fußball in solchen Spielen ausmacht. Man verlor sich in den eigenen Unzulänglichkeiten und schien mehr mit sich, als mit dem Spiel und dem Gegner beschäftigt. Doch konnte man feststellen, dass die Gastgeber Ermüdungserscheinungen zeigten und so setzte Neuzugang Dennis Kawik entscheidend nach, erkämpfte sich den Ball knapp vor der Torauslinie und legte quer auf Thomas Umbach, der jedoch in Rückwärtslage gelangte und das leere Tor verfehlte (75.). Ein solches Nachsetzen, wie das von Dennis, hätte es das ganze Spiel über gebraucht und man hätte sich sicher sein können, dass man das Spiel über den Kampf entschieden hätte.

In der Schlussviertelstunde plätscherte die Partie wieder vor sich hin und man schien sich mit dem torlosen Remis abgefunden zu haben. Doch dann folgten die unterhaltsamsten Minuten der Partie und die bittersten der Saison, die bezeichnend für diesen Tag waren. Es lief die 89. Spielminute, als der Ball noch einmal nach vorne getragen wurde und Umbach am Sechzehner erreichte. Dockweiler reklamierte fälschlicherweise auf Abseits, die Spieler schalteten ab und so ließ es sich unser Goalgetter nicht nehmen, mit einem gefühlvollen Schuss in den Winkel die späte Führung zu besorgen – 1:0!

Die Zeit war schon lange abgelaufen und man muss konstatieren, dass es absolut keinen Grund gab hier groß nachspielen zu lassen. Doch Lenzen an der Pfeife nahm sich die englische Nachspielzeit zum Vorbild und ließ die Begegnung laufen. Ein langer Ball wurde von Florian Papberg zum Einwurf abgewehrt, wieder ins Spiel gebracht und erreichte den Dockweiler Stürmer, der völlig ohne Bedrängnis am 16er-Eck zum Torschuss kam und so, wie Umbach zuvor, mit viel Gefühl über Engels hinweg einlochte (93.). Zuordnung und Zweikampf? Fehlanzeige! Wer dachte, dass man nun mit einer unnötigen Punkteteilung nach Hause fahren würde, der sah sich getäuscht und so musste die Mannschaft die ganz bittere Pille schlucken. Nach Wiederanpfiff wurde der Ball in der Vorwärtsbewegung sofort verloren, lang nach vorne geholzt, flog über die Abwehr hinweg und plötzlich lag der Stürmer auf dem Boden. Foulspiel? Das war aus der Ferne von den Zuschauerrängen nicht zu erkennen. Schiedsrichter Lenzen befand sich noch am gegnerischen Sechzehner und konnte die Situation überhaupt nicht einschätzen, pfiff jedoch, trabte zurück und entschied nicht nur auf Foul, sondern zusätzlich auf Elfmeter! Unglaublich, da die Linien auf dem Rasen kaum zu erkennen waren – erst recht nicht aus 50 Metern. Ein Dockweiler Spieler trat zum Strafstoß an und verwandelte ins rechte Eck. Schluss! Aus! 1:2 verloren und statt einem glücklichen späten Siegtreffer und drei Punkten, stand man plötzlich wie ein begossener Pudel und ohne etwas Zählbarem auf dem Rasen.

Fazit: Was für eine Partie! 88 Minuten größtenteils gähnende Langeweile mit viel Mittelfeldgeplänkel und Zweikämpfen, folgten 7 Minuten Aufregung. Wie um alles in der Welt konnte man dieses Spiel noch verlieren, nachdem man wie der glückliche Sieger aussah? Festhalten muss man, dass die Partie eigentlich keinen Sieger verdient hatte, auch wenn die Gastgeber die besseren Möglichkeiten hatten. Doch wenn man die Führung so spät geschenkt bekommt, muss man das Spiel auch über die Zeit bringen. Das gilt für einen Bundesliga-, wie auch für eine D-Klasse-Mannschaft. Nach der Führung schien man gedanklich schon in der Kabine und erlaubte sich zwei grobe Schnitzer, die eiskalt bestraft wurden. Trotzdem muss man, auch wenn man es selbst zu verschulden hat, festhalten: Wie kann man als Schiedsrichter hier auf Foulspiel und zusätzlich Elfmeter entscheiden, wenn man 50 Meter von dem Geschehen entfernt ist? Das wird mir persönlich niemals in den Schädel gehen. Bei drei Punkten hätte man die Erkenntnis gewonnen, dass ein gutes Pferd nicht höher springt, als es muss. Doch kam es letztlich ganz anders und man fiel vom Sattel. Bitter, dass man sich so um drei Punkte brachte und damit wieder kleinere Brötchen backen und das Saisonziel möglicherweise revidieren muss. (Daniel Schmidt)