Knockout in der Schlussminute

Kelberg. Einen Spielbericht schreiben, wenn man gar nicht vor Ort ist, sondern im 70 km entfernten Bonn sitzt? Das geht nur dank der DJK Kelberg, die ihre Spiele als Livestream im Internet anbietet. Auch in der Kreisklasse kann man moderne Wege gehen und damit hat die DJK im näheren Umkreis meines Wissens ein Alleinstellungsmerkmal.

Während ich mit Laptop auf dem Sofa das Spiel in gemütlicher Atmosphäre verfolgte, trafen sich beide Mannschaften zum Stelldichein. Die Vorzeichen waren klar. Die Hausherren konnten mit einem Dreier ins Tabellenmittelfeld vorrücken, unsere Zweite sich beim Blick nach ganz unten Luft verschaffen.

Denkbar ungünstig startete man in die Partie. Mit dem klassischen Flanke-Kopfball-Tor-Spiel markierten die Hausherren die frühe Führung durch Daniel Grabowski (3‘). Wer aber dachte, dass unsere Elf das Spiel nun völlig verschläft, sah sich getäuscht. Das Spiel gestaltete sich auf beiden Seiten ausgeglichen und im weiteren Verlauf fanden Lubczynskis Männer immer besser ins Spiel. Nach einer langen Flanke von Marius Ring in den Strafraum verpasst Ente Baur nur knapp (13‘).

Folglich spielten sich viele Szenen zwischen den Strafräumen ab und die Teams kämpften um die Hoheit im Mittelfeld. Der Einsatz stimmte auf beiden Seiten und auf dem offensichtlich, dank der Witterung, schwer zu bespielenden Kunstrasen, verlor man sich in vielen Zweikämpfen und ungenauen Pässen. Ging der Ball mal durch die Reihen, konnten beide Mannschaften auch den ein oder anderen sehenswerten Spielzug über die Außen kreieren.

Aus einer solchen Situation konnte man kurz vor der Halbzeit Kapital schlagen. Ein Spielzug über die Seite mündete in einer Flanke von Michi Weber, die Daniel Schmitz erreichte. Dieser ließ seinen Gegenspieler am Fünfereck aussteigen, spielte den Ball auf den besser postieren Baur, der das Leder in die Maschen knallte – Ausgleich (44‘).

Mit einem leistungsgerechten Remis ging es in die Katakomben. Kurz nach Wiederanpfiff wurde das Spiel ruppiger und der Schiri verteilte einige gelbe Karten für besonders „sehenswerte“ Foulspiele und Wortgefechte. In dieser Phase gewann unsere Elf an Oberwasser, ohne dem Torhüter jedoch Kopfzerbrechen zu bereiten. Die Hausherren kamen nur selten zwingend vor das Tor unseres Keepers, auch wenn die Offensivaktionen etwas gefälliger wirkten. Mitte der zweiten Hälfte jubelten die Gastgeber bereits über die Führung, doch entschied Schiri Helmut-Michael Schmitt auf Abseits – knappe Kiste.

In der Schlussviertelstunde gewann Kelberg wieder an Durchschlagskraft. Zwar fehlte weitestgehend das Kombinationsspiel, doch offenbarte sich im Rückwärtsgang die ein oder andere Lücke in unserer Mannschaft und es wurde nicht mehr so eng verteidigt wie zuvor. Kelberg hatte jedoch keine wirklichen Ideen und so versuchte man es mit der Brechstange. Jo Hoffmann, der inzwischen aus der fußballerischen Altersteilzeit zurückgekehrt ist, musste das taktische Foul ziehen. Der folgende Freistoß aus 18 Metern brachte nichts ein. So hatte man sich insgeheim schon auf die für uns wichtige Punkteteilung eingestellt, ehe Kelberg doch noch der Siegtreffer gelang, was für uns den Genickbruch bedeutete. Statt an der Mittellinie oder noch weit dahinter das mögliche taktische Foul zu ziehen, rannte ein Spieler mit Ball auf und davon, legte auf seinen Mannschaftskollegen Gerhards ab, der im 1 gegen 1 die Oberhand behielt und das 1:2 erzielte (90‘+1).

Fazit: Die knappe Niederlage in der Schlusssekunde bedeutet einmal mehr bittere Medizin, die die Zweite schlucken muss. Das Ziel, mindestens den vorletzten Tabellenplatz und damit den Klassenerhalt zu erreichen, ist nach wie vor drin und an sich liegt man auch im Soll. Doch den Abschluss der Hinrunde hat man sich sicher anders vorgestellt, zumal dieses Spiel nicht das erste knapp verlorene ist. Was bleibt ist die Tatsache, dass man einmal mehr alles gegeben hat und immer wieder ganz nah dran ist gegen die erfahrenen Mannschaften der C-Klasse zu punkten. In den drei verbleibenden Spielen bis zur Winterpause muss man daher noch einmal alle Kräfte bündeln. Gehen wir dann über dem Strich in die Winterpause, ist das Etappenziel erreicht, um nach der Winterpause gut gerüstet den Berg zu erklimmen.

(Daniel Schmidt)