Wechselbad der Gefühle

Mehren. Endlich wieder Fußball – Kreispokal und dazu noch ein Derby! Wie könnte die Saison auf der Josef-Ring-Sportstätte besser beginnen? Zu Gast war die frisch ins Leben zurückgeholte Mannschaft der TuS Daun und die Zuschauer bekamen ein Pokalspiel mit Höhen und Tiefen auf beiden Seiten zu sehen. So ließen es sich die Gäste auch nicht nehmen ihren Altmeister Martin Müller aufzubieten, jetziger Trainer der ersten Mannschaft der TuS und früherer Trainer unserer. Bereits in der Vorbereitung ging man auf Tuchfühlung – ein Testspiel konnte unsere SG mit 3:2 für sich entscheiden.

Zu Beginn der Partie sah es ganz danach aus, als würde die Fandel-Elf die Marschrichtung vorgeben. Man kontrollierte die Partie, verlor die Bälle aber recht früh und bereitete Daun damit keine Schwierigkeiten. In der 9. Minute kam es zur ersten Halbchance, als eine stramme Flanke von links hereingebracht wurde und unserem Ehemaligen, Markus July, der nun das Tor der Gäste behütet, aus den Finger glitt. Das Tor wäre frei gewesen, doch stand hier keiner der klassischen Abstauber, wie sie der Fußball in den 90ern noch zu bieten hatte.

In gemächlichem Tempo ging es zu und man war doch schon etwas verwundert zu sehen, dass sich unsere Mannen dem Schlafwagen-Fußball verschrieben hatten. Kein Tempo, keine Bewegung, keine Ideen. Was man in den ersten Minuten noch als Sommerpausen-Rost hätte betiteln können, den man erstmal abschütteln musste, entwickelte sich in der Folge als Faustpfand für Daun. Kurzum – es stimmte nichts. Große Lücken zwischen Abwehr und Mittelfeld mündeten in häufigen Konterchancen für Daun. Hätte man es von Beginn an verstanden richtig darauf zu reagieren, man hätte Daun seiner Chancen beraubt. Stattdessen kam es, wie es kommen musste. Ein in der Vorwärtsbewegung verlorener Ball landete bei Martin Müller, der sich mit einer Drehung von seinem Gegenspieler löste, völlig ohne Begleitung mit dem Ball spazieren konnte und einen Pass in den Lauf von Karlo Cerkez spielte. Dieser zeigte bei seinem gefühlvollen Schuss über unseren Torhüter Elias Engels, dass er nicht nur ein Restaurant, sondern auch den Ball am Fuß führen kann – 0:1! (22.).

Sichtlich angeschlagen zeigte sich unsere Mannschaft nach dem Rückstand und geriet darauf innerhalb von Minuten in zwei gefährliche Konter, da man die komplette Zuordnung verlor. So kam Daun mit einem Ball über die Außen gefährlich in den Strafraum und nur ein Foulspiel stoppte Karlo Cerkez, der selbst antrat und sicher verwandelte (28.). Da war guter Rat teuer, denn man hatte nicht das Gefühl, dass sich das Blatt schnell zu unseren Gunsten hätte wenden können. Zwar fasste sich Philipp Schüller endlich mal ein Herz und zog aus über 30 Metern ab, doch verfehlte er das Ziel deutlich (31.). Schon im Gegenzug hätte es wieder in unserem Kasten klingeln können. Einmal mehr war es Cerkez, der eine hohe Flanke aus dem Halbfeld am 16er stoppen konnte, abzog und das Leder knapp links daneben setzte (33.). Es blieb kaum Zeit zum Durchatmen und man konnte von Glück sagen, dass der Schiedsrichter nicht auf einen weiteren Elfmeter zugunsten der Gäste entschied. Nach einem Zweikampf im Strafraum konnte man den Kontakt am Gegenspieler Martin Müller sogar hören, auch wenn die Szene nicht eindeutig zu erkennen war. Über einen weiteren Pfiff hätte man sich trotzdem nicht beschweren dürfen (37.).

Es dauerte bis zur 40. Spielminute, ehe mal wieder eine gelungene Offensivaktion zu sehen war. Ein guter Spielzug über links, Flanke in die Mitte und zwei Mitspieler einköpfbereit vor dem Tor. Doch leider war der Ball zu hoch angesetzt und die Chance verpuffte (40.). Es lief die 44. Minute, als Florian Papberg sich mit nach vorne einschaltete, unserem Neuzugang Fabian Michels den Ball in den Lauf passte und dieser im Nachschuss einnetzte. Der Anschlusstreffer – zum berühmt psychologisch wichtigen Zeitpunkt (44.). Als hätte das Spiel für unsere Elf erst jetzt begonnen, zeigte man sich hellwach und hätte mit dem Pausenpfiff noch für den Ausgleich sorgen können. Chris Alberg rannte mit dem Ball am Fuß an mehreren Mitspielern vorbei, scheiterte jedoch am herauseilenden Torwart der Gäste (45.).

Die Halbzeitansprache des Trainers fiel ruhig, sachlich, aber bestimmt und fordernd aus. Dass man sich noch einmal eine Halbzeit so präsentieren würde, konnte ausgeschlossen werden. Doch dass die zweite Hälfte so furios startete, war dann doch überraschend. Kaum hatten die Zuschauer ihre Plätze wieder eingenommen, sorgte der Lutzerather Neuzugang Gabriel Michels für den Ausgleich. Dieser startete durch, nahm den Pass aus dem Lauf heraus auf und zimmerte die Kugel Richtung Gebälk. Auch wenn er noch leicht abgefälscht wurde, hätte das Leder sein Ziel wohl nicht verfehlt und landete krachend im rechten Winkel (47.).

Unsere Mannen hatten nun Blut geleckt und die Vorzeichen waren jetzt andere. Mehren am Drücker, Daun lediglich am reagieren. Schüller versuchte es mit einem Schuss aus 16 Metern, der in höchster Not vom Torhüter zur Ecke geklärt wurde (51.). Daniel Schmitz meinte es kurz darauf etwas zu gut und weckte nicht nur die Mannschaft, sondern auch einen Autobesitzer unter den Zuschauern restlos auf. Ein strammer Distanzschuss flog so über den Zaun, dass er die Windschutzscheibe ins Fadenkreuz nahm und einen Besuch in der Werkstatt nötig macht. Hier hätte selbst Carglass nicht mehr helfen können.

Kurz darauf war es Chris Alberg, der das Spiel drehte und da war er endlich – der Abstauber. Ein Ball im Fünfer fand Fabian Michels, der noch halb über den Ball trat, aber damit Chris Alberg erreichte, der aus stark abseitsverdächtiger Position den Ball über die Linie schob (54.).

Mit der Führung im Rücken hatte die Mannschaft das Spiel im Griff und ließ nun die Gäste hinterherlaufen. So kam es sehr gelegen, dass Daun der Kräfteverschleiß anzumerken war und man merklich abbaute. Der schönste Spielzug in der Partie führte so zum vorentscheidenden 4:2. Daniel Schmitz legte, ganz im Zeichen der zweiten Halbzeit und mit einer spielfreudigen Darbietung, den Turbo ein, suchte den Doppelpass mit Fabian Michels und flankte von links rein. Der Gäste-Libero Ronny Schon hielt den Schlappen rein und fälschte unglücklich ins eigene Tor ab (63.).

Keine Minute später die nächste Großchance für die Heimelf. Der eingewechselte Yannick Esser stoppte den Ball an der Eckfahne, flankte mustergültig in den Strafraum und fand den Kopf von Philipp Schüller, der das Ei an die Latte legte (64.). Chancen im Minutentakt und wieder einmal war es Daniel Schmitz, der Esser suchte und fand. Dieser schob den Ball durch die Beine des Gästetorwarts, der mit der Schuhsohle noch zur Ecke abwehren konnte (71.). In der 73. nutzte Achim Weber die sich immer mehr bietenden Räume, rannte über die rechte Seite entlang, flankte in die Mitte, doch scheiterte Schüller mit der nächsten hochprozentigen Chance. Statt den Ball einfach nur einzuschieben, rutschte dieser ihm leicht über den Fuß und der Ball ging einen Meter am Tor vorbei.

Doch wer gedachte hatte, dass der Drops hier schon gelutscht sei, dem sei gesagt, dass man im Fußball immer die Konzentration bewahren muss. Nach vielen liegen gelassenen Chancen, die den Sack schon frühzeitig hätten zumachen können, schenkte man Daun noch einmal zwei Hochkaräter. In der 74. Minute stimmte die Zuordnung nicht, was Martin Müller zu nutzen wusste, sich zwischen zwei Gegenspieler hindurch mogelte und mit seinem Schuss aus zehn Metern am Pfosten scheiterte. Kurz darauf eine weitere Chance, nachdem eine missglückte Abseitsfalle in höchster Not durch Engels entschärft werden konnte.

Dann war es endlich soweit und die SG erzielte das erlösende Tor zum 5:2. Achim Peters bekam den Ball auf der rechten Seite und hatte wieder mal alle Freiheiten, lief mit dem Ball zum Strafraumeck, schaute sich in aller Seelenruhe den Torhüter aus und nagelte das Leder mit einem satten Schutz in den Winkel (82.). Dem Tor des Tages folge auch die Glanzparade des Tages, als Martin Müller mit einem schönen Schuss aus der Distanz schon der Torschrei auf den Lippen lag. Doch Engels sprang, machte sich lang und entschärfte – not in my house! (84.).

Fazit: Was für ein Spiel. Zwei komplett unterschiedliche Halbzeiten und einer ¾ Stunde Tristesse, die man so nicht noch einmal von unserer Zweiten sehen möchte. Man kann Tore kassieren, man kann verlieren und man wird auch mal ohne Punkte den Platz verlassen müssen. Aber bitte nicht so! Der Weckruf kam zum Glück zum richtigen Zeitpunkt und wenn man an sich glaubt, konzentriert zu Werke geht und den nötigen Einsatz zeigt, steckt in unserer zweiten Mannschaft Qualität, mit der man etwas erreichen und den eigenen Ansprüchen gerecht werden kann. So gilt es sich die nötige Konstanz in den kommenden Wochen zu erarbeiten. In der zweiten Runde wird man die SG Prümer Land II zur zweiten Pokalrunde empfangen, die eine Klasse höher spielen. Chancenlos wird man nicht sein. Bleibt zu hoffen, dass die typischen Fußballtugenden dann von Beginn an abgerufen werden und wir uns über ein gutes Spiel mit hoffentlich positivem Ausgang freuen können. (Daniel Schmidt)