Topspiel und Punkte verschenkt

Roth-Kalenborn. Ein Topspiel der punktemäßig besten Mannschaften direkt nach der Winterpause muss man zwiespältig sehen. Niemand weiß wo er steht und auf der Höhe der Leistungsfähigkeit kann zu diesem Zeitpunkt keiner der beiden sein. Ein enges Spiel mit Startschwierigkeiten beider Teams wäre daher die logische Schlussfolgerung gewesen. Doch dass sich unsere Truppe an diesem Tag völlig den Schneid abkaufen ließ, damit konnte man so nicht rechnen.

Denkbar ungünstig begann die Partie mit dem frühen Rückstand. Noch völlig ungeordnet verloren unsere Mannen den Ball, eine an sich harmlose Flanke von der rechten Seite flog in den Strafraum und Kapitän Florian Papberg stoppte das Spielgerät mit der Hand (3.). Martin Blum nahm dieses Geschenk gerne an und verwandelte den fälligen Strafstoß sicher (5.). Ein Hallo-Wach-Effekt wäre wünschenswert gewesen, doch kamen die Elf auf dem Platz in den folgenden Minuten in keinen Zweikampf, präsentieren sich fahrig und gedanklich noch in der Winterpause. Die Heimelf überrollte unsere Truppe in der Anfangsviertelstunde und Roth-Kalenborn wusste diese Schwäche zu nutzen. Ein verlorener Zweikampf auf der rechten Seite folgte ein Dribbling bis in den Strafraum. Der in der ersten Hälfte starke Christopfer Hens zog ungestört in die Mitte, legte ab und Wirtz baute die Führung aus (11.).

Ein erstes Ausrufezeichen setzte Florian Engels in der 19. Minute, als er nach einem schönen Freistoß im gegnerischen Torwart seinen Meister fand, doch folgte aus dieser Szene das nächste Gegentor. Wieder einmal völlig unsortiert nahm Hens den Ball auf, tankte sich halbrechts in den Sechzehner hinein, zog ab und vollendete ins linke Eck (20.). Damit schien der Drops gelutscht und die zweite Saisonniederlage perfekt, doch brachte Roth-Kalenborn unsere Truppe ins Spiel zurück. Ein Schuss von Mike Weinand flog an Freund und Feind vorbei, Thomas Umbach hielt zwei Meter vor dem Tor seine Gräten hinein und verpasste das Tor nur knapp (24.), ehe wieder Mike nach einem Konter über links am Torhüter scheiterte (25.). Kurz darauf führte der Heimtorwart einen Abschlag außerhalb des Strafraums aus, doch der indirekte Freistoß wurde trostlos vergeben (28.). Als hätte das nicht gereicht, entwickelte sich daraus ein Konter für Roth-Kalenborn, niemand fühlte sich für Hens zuständig, der den Ball auf halbrechts in den Strafraum trieb und selbst vollendete (29.). Der Drops schien damit gelutscht, doch brachten die Gastgeber mit einem Foul an Mike Weinand unsere Mannschaft zurück ins Spiel. Thomas Umbach trat zum 1 gegen 1 an und verwandelte sicher (30.).

Von nun an hatte Fandels Truppe das Spiel im Griff und schien aus dem Tiefschlaf erwacht. Roth-Kalenborn dagegen ging konditionell schon früh in die Knie, was doch sehr überraschte und verlor so immer wieder den Ball und Zweikampf um Zweikampf. Die spielerische Genauigkeit fehlte unseren Mannen jedoch und so konnte man aus dem sich aufbauenden Druck viel zu wenig Kapital schlagen. Denn ein Tor wollte bis zum Pausentee nicht mehr gelingen.

Mit Wiederanpfiff zeigte sich die Mannschaft gewillt früh den Anschlusstreffer zu erzielen und die Gastgeber offenbarten immer größere Lücken im Defensivverbund. So war es Daniel Feist, der in der Mitte völlig freistehend den Ball in den Lauf bekam, jedoch am herauseilenden Torhüter scheiterte (54.). Das 2:3 lag in der Luft, doch konnte die Mannschaft nicht noch eine Schippe drauflegen, so dass man sich zwar bemüht zeigte, die Durchschlagskraft nach vorne jedoch fehlte. Die Überlegenheit unserer Zweiten plätscherte so dahin und wich der eigenen Unzufriedenheit und man beschäftigte sich mehr mit dem Schiedsrichter, als mit den eigenen Problemen auf dem Platz. Auch wenn dieser selbst keinen guten Tag hatte, brachte man sich damit aus dem Konzept und spielte Roth in die Karten, statt weiter den Weg nach vorne zu suchen und den Bock noch einmal umzustoßen. So war es lediglich Chris Alberg vorbehalten für so Gefahr zu sorgen. Nach einer Ecke stand dieser frei vor dem Tor, konnte den Ball aber nur mit der Hacke spielen, so dass die Gastgeber diese Chance entschärfen konnten (64.). Erst zehn Minuten später war es wieder Alberg, der nach einer Flanke von rechts den Ball aufs Tor köpfte, allerdings mit zu wenig Druck (74.).

In der 80. Minute folgte eine Entscheidung des Schiedsrichters, mit der dieser unsere Elf endgültig auf die Verliererstraße schickte. Nach einem Foulspiel um den Ball trat Engels zum Freistoß an und verwandelte diesen von halblinks wunderschön ins Eck über den verdutzten Torhüter hinweg. Die Spieler und die Zuschauer außen pushten sich noch einmal, zumal Roth konditionell auf dem Zahnfleisch ging. Doch nahm Schiri Hoffmann das Tor zurück und entschied auf indirekten Freistoß. Dass der Mann in Schwarz hier das Tor aberkannte, hatte schon ironische Züge und man glaubte sich im falschen Film. Weder war der Freistoß nach den Fußballregeln ein indirekter, noch zeigte der Schiedsrichter den Freistoß als indirekt an (vertikal ausgestreckter Arm). Leider eine Tatsachenentscheidung, die nicht anfechtbar ist. Jedes weitere Wort wäre zu viel. So plätscherte die Partie bis zum Schlusspfiff dahin und man verließ den Platz verdientermaßen als Verlierer.

Fazit: Man könnte sich über die Schwächen des Gegners unterhalten, die an diesem Tage auf alle Fälle schlagbar waren und in der Defensive große Lücken offenbarten. Doch zeigte sich unsere Truppe in der ersten halben Stunde so schwach, dass diese Niederlage hoffentlich ein Warnschuss zur richtigen Zeit ist. Die Saison dauert noch lange, die Meisterschaft entscheidet sich bekanntlich oft erst nach der Winterpause und es stehen noch schwere Spiele bevor. Möchte man am Ende der Saison noch am Platz der Sonne stehen, muss man schnell wieder in die Spur zurückfinden. (Daniel Schmidt)